Hauptseminar „Fleisch“ im Winter 2020/21

Das Hauptseminar „Fleisch! Die Poesie des Schlachtens“ am Germanistischen Institut der Ruhr-Universität Bochum befasste sich mit literarischen und filmischen Darstellungen der Produktion des Nahrungsmittels Fleisch. Fleisch macht nicht erst in der Gegenwart Schlagzeilen, sondern wird mit spektakulärer Geste bereits in Jean-Jacques Rousseaus Erziehungsroman „Emile“ (1762) zurückgewiesen, der wiederum auf die Einlassungen Plutarchs aus dem ersten oder zweiten nachchristlichen Jahrhundert zurückgreift. Die moderne Fleischproduktion füllt nicht nur heutige Supermarktregale, sondern ist ein Treiber des Klimawandels und hat Landschaften, Gesellschaften und die moderne Kultur seit dem 19. Jahrhundert nachhaltig beeinflusst und verändert. Sichtbar wird dies etwa in der oben abgebildeten Landkarte der Schlachtfirma „Armour & Company“ aus Chicago, die 1922 zu Unterrichtszwecken erstellt wurde.

Bloß folgerichtig sind das Fleisch und seine Herstellung ein Faszinosum für Romane und Dramen vor allem seit dem 19. Jahrhundert – dem Jahrhundert der Industrialisierung – wie etwa:

Emile Zola: Der Bauch von Paris (1873); Upton Sinclair: The Jungle (1905/06); Alfred Döblin: Berlin Alexanderplatz (1929); Cecile Lauber: Die Wandlung (1929); Bertolt Brecht: Die heilige Johanna der Schlachthöfe (1931); Beat Sterchi: Blösch (1983); Ralf Rothmann: Hitze (2003).

Auch Reportagen behandelten zumal um 1900 die Fleischproduktion mit großem Interesse, wobei sich die Reporter_innen gerne ins Zentrum der industriellen Fleischproduktion begaben, nämlich nach Chicago. Stereotyp finden die „Union Stock Yards“ hier Beachtung, z. B. bei:

Arthur Holitscher: Amerika heute und morgen (1919); Roda Roda: Ein Frühling in Amerika (1924); Erika und Klaus Mann: Rundherum. Das Abenteuer einer Weltreise (1929); Heinrich Hauser: Feldwege nach Chicago (1931).

Im Hauptseminar ging es neben der Besprechung von Texten auch um die Durchführung von Projekten durch die Studierenden. Eine Auswahl von Ergebnissen findet sich auf diesem Blog.

Das Seminarprogramm im Winter 20/21: